Cashmere unterscheidet sich in seinen Eigenschaften
deutlich von herkömmlicher Wolle und gehört streng genommen nicht zu den
Wollarten, sondern zu den Edelhaaren. Durch die besonders filigrane
Schuppenstruktur, die die Haare der Unterwolle aufweisen, zählt Cashmere sogar
zu den weichsten Edelhaaren weltweit. Dabei gilt grundsätzlich: Je
feiner, länger und heller das Edelhaar, umso wertvoller ist es. Bei
einer Bandbreite des Haardurchmessers von 14,5 bis 19 Micron (1 Micron bzw.
Mikrometer = 0,001 Millimeter) liegt die hochwertigste Feinheit entsprechend
bei 14,5 Micron. Befindet sich die Länge der Haare zwischen 35 und 90 mm, liegt
auch bei diesem Parameter eine besonders hohe Qualität vor. Kombiniert mit
weißem Haar kann die höchste Güte erreicht werden, da helles Cashmere aufgrund
der guten Färbbarkeit am begehrtesten ist.
Zwischen den feinen Haaren bilden sich winzige
Luftkammern aus, die zu der hervorragenden Wärmeisolation bei einem
geringen Eigengewicht der Produkte führen – ein Kriterium für 100%
Cashmere Qualität. Die Luftpolster entstehen durch die natürliche Kräuselung
der Edelhaare und leiten kaum Wärme, sodass die Körperwärme an kalten Tagen
zurückgehalten wird und ein wärmender Effekt entsteht, der drei- bis sechsmal
höher als bei Schafswolle ist. Im Sommer besitzt Cashmere hingegen sogar eine
kühlende Eigenschaft, da die Wärme der Außentemperatur vom Körper abgehalten
wird.
Bei der frisch hergestellten Ware stellt eine
Oberfläche mit zartem Flaum entgegen der Erwartung kein
Qualitätsmerkmal dar. Trotz der hohen Feinheit der Fasern ist Mode aus
100% Cashmere direkt nach dem Strickprozess erst einmal recht hart, sodass im
finalen Waschvorgang der Produktion ein spezielles Waschmittel eingesetzt wird,
um einen weicheren Griff zu erzeugen. Kommen hierbei zu viel Weichspüler oder
zu heißes Wasser zum Einsatz, werden die Fasern angegriffen, brechen und
verlieren an Qualität. Das Resultat ist, dass sich die Ware beim Einkauf
ausgesprochen flauschig anfühlt, später aber zu dauerhaftem Fusseln und Pilling
neigt - der Schein trügt also. Die typisch softe Haptik von Kaschmirware sollte
erst im Laufe der Nutzung mit jedem Tragen und Waschvorgang durch den
Endverbraucher entstehen.